Im Beitrag „Von Viedma bis zur chilenischen Grenze“ habe ich vom Ort Puerto Deseado erzählt, an dem wir gern länger geblieben wären aber unsere damalige Agenda das nicht hergab. Eine der dortigen Attraktionen ist die Pinguininsel (Isla Pingüino) mit den „Pingüinos de penacho amarillo“ auf deutsch als Felsenpinguine bezeichnet. Ein Anruf bei einem Veranstalter von Bootsfahrten bestätigt, dass sich noch Pinguine auf der Insel befinden und bei genügend Teilnehmern auch noch Bootsfahrten stattfinden. Also melden wir uns an und begeben uns auf einen 450 km langen Abstecher an die Atlantikküste mit gutem Wetter.

Der Weg (dieses Mal asphaltiert 😌😌) führt uns durch die „Pampa“, das erste Drittel der Strecke ist menschenleer. Danach kommen die Ölfelder von Las Heras.

Wir fragen uns immer wieder, wie es der Wirtschaft von Argentinien so schlecht gehen kann, wo sie doch über viele natürliche Ressourcen, v.a. Wasser, Gas und Öl verfügen. Von den Ölfeldern führte früher eine in Teilen noch erhaltene Eisenbahnstrecke in den Hafen von Puerto Deseado. Sie wurde 1978 stillgelegt, verschiedene Projekte der Reaktivierung blieben bisher erfolglos.
Die Seitenstreifen der Landstraße 281 nach Puerto Deseado sind von vielen Ñandus und Guanacos bevölkert, sodass wir noch den ein oder anderen Fotostopp einlegen.

In Puerto Deseado angekommen beziehen wir unsere Unterkunft. Da sie uns sehr gut gefällt beschließen wir gleich, unseren Aufenthalt entspannt anzugehen und auf 4 Tage zu verlängern.


Gleich am nächsten Morgen geht es mit dem Boot zur Insel, die Gruppe besteht aus 12 Touristen und 2 Führern. Wir werden angwiesen, uns nur geduckt und sehr langsam zu bewegen, allerdings kommen wir auch sehr nah an die Tiere heran, ohne das sie Anzeichen von Nervosität zeigen. Neben den Pinguinen leben dort auch (allerdings nur männliche) Seeelefanten und Seelöwen.
Einige der Pinguine sehen ziemlich zerrupft aus. Sie befinden sich nämlich gerade in der Mauser. In dieser Zeit können sie sich auch kein Futter aus dem Meer holen und stehen auf dem Gelände im Wind, der die alten Federn wegbläst.

Auf dem Rückweg fahren wir noch an einem anderen Seelöwenfelsen vorbei. Diese bewegen sich im Wasser viel eleganter als an Land.
Ein Stück des Wegs werden wir von Delfinen begleitet. Die Sorte hier wird von den Einheimischen als Tonina bezeichnet, laut Wikipedia auf deutsch Commerson-Delfin. Trotz aufkommenden Windes werde ich auch auf der Rückfahrt nicht seekrank, was der Lust auf weitere Bootsausflüge zuträglich ist.
Am nächsten Tag machen wir also einen erneuten Bootsausflug, diesmal in die Ria Deseada. Dies ist das frühere Delta des Flusses Rio Deseado (jetzt mit Meerwasser gefüllt), der mit dem Wasser aus dem großen Buenos Aires See tiefe Schluchten auf dem Weg in den Atlantik gebildet hat. Aufgrund geologischer Veränderungen fließt das Wasser des Buenos Aires Sees (auf chilenischer Seite heißt er General Carrera, er besitzt eine Gesamtfläche von rund 1850 km²) seit mehreren tausend Jahren in den Pazifik und der Rio Deseado ist fast vollständig ausgetrocknet. Der Grenzvertrag zwischen Argentinien und Chile legt fest, dass die Gletscherseen dem Land zugeordnet werden, in dessen Meer sie abfließen. Damit Chile den See nicht vollständig für sich beanspruchen kann, haben mit der Grenzfestlegung beauftragte findige argentinische Wissenschaftler Ende des 19. Jh. den Bau eines Kanals angeordnet, der das Flussbett des Rio Deseado nutzt und nun zeitweise Wasser Richtung Atlantik abfließen lässt. In dieser zum Naturschutzgebiet erklärten Umgebung nisten die unterschiedlichen Arten von Kormoranen, und wir treffen erneut auf Magellan-Pinguine und Seelöwen.

Gezeitenabhängig erkunden wir die Strände, Schluchten und Höhlen entlang der Küste, die sich in vielen Facetten zeigen.

Über die Stadt verstreut sind Schilder vom Internationalen Frauentag sichtbar, nicht alle lassen sich aufgrund von Wortspielen ohne weiteres auf deutsch übersetzen.

Außerdem wird der Opfer der Militärdiktatur gedacht


Gastronimisch haben wir in diesem Ort kein Highlight entdeckt, aber wenigstens ein Frühstückscafé, was sich in Argentinien außerhalb von Buenos Aires und Bariloche als sehr schwierig dargestellt hat.
Am 13.3. fahren wir mit vielen schönen Erinnerungen zurück Richtung Anden, über Perito Moreno nach Los Antiguos. Entfernungen relativieren sich in diesem großen Land!
