Schon während der Vorbereitungen für die Reise gab es Überlegungen, teilweise auf „Estancias“ zu übernachten. Bei genauerem Hinsehen hat sich das aber als ziemlich teures Unterfangen dargestellt, denn Estancias sind ausgerichtet auf Pferdeliebhaber, die den Aufenthalt mit einem Ausritt verbinden oder in Küsten- oder Flussnähe sich dem Sport-Fischen widmen möchten (was beides nicht wirklich unser Bedürfnis ist) und sich als ziemlich hochpreisig darstellt.

Eine von Rodolfo ins Auge gefasste Option entlang der Ruta 40 war die Estancia „Santa Thelma“, wie man auf der Webseite erkennen kann, in französischer Hand.

Auf der Flucht von der Schlechtwetterfront über den Anden haben wir daher auf Französisch Kontakt aufgenommen und waren nicht wirklich zuversichtlich, kurzfristig eine Unterkunft zu bekommen. Weit gefehlt – über WhatsApp haben wir eine Unterkunft für den 6. März vereinbart.

Meine Erwartung war, eine „herrschaftliche“ Unterkunft und französische Gastgeber sowie andere Gäste anzutreffen, mit denen wir unsere französischen Sprachkenntnisse etwas auffrischen können. Auch hier, weit gefehlt: wir waren die einzigen Gäste, die Gastgeber nicht anwesend, das Verwalterehepaar froh, mit uns auf Spanisch kommunizieren zu können, und herrschaftlich war das Anwesen auch nicht wirklich.

Da wir die Heizung nicht zum Laufen gebracht haben, haben wir eine der kältesten Nächte unseres Argentinienaufenthalts verbracht. Das typische „asado“ zum Abendessen hat uns auch nicht vom Hocker gerissen.
Aber wir sind nun um eine Erfahrung reicher, was den Alltag auf einer „Estancia“ angeht.

Rodolfo hat hierzu in seinem Blog noch etwas mehr beschrieben.

Am nächsten Morgen fahren wir die Ruta 40 weiter Richtung dem Ort Perito Moreno. Hier gibt es immer noch 70 km ohne Asphalt, auf Straßenkarten leider nicht verzeichnet und v.a. für die vielen Motorradfahrer, die die Ruta 40 fahren, ein sehr anstrengendes und zeitraubendes Unterfangen.

Auf dem Weg liegen die berühmten zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden „Cuevas de los Manos“

und die „tierra de los colores“, bunte Bergformationen.

Die touristischen Informationen in Reiseführern und Tourismusbüros sind sehr mager, sodass wir noch im Web weiter recherchieren. Dort stoßen wir auf einen Zeitungsartikel über den erst vor kurzer Zeit gegründeten privaten „Parque Patagonia“ und deren „Rewilding“ Programm. Im Parkgelände befand sich vorher eine Farm, für die Wiederherstellung der natürlichen Fauna und Flora müssen daher besondere Maßnahmen getroffen werden. Außerdem ist noch ein Planetarium im Bau, die Sternenbeobachtung an diesem Platz fern jeglicher Lichtverschmutzung muss gigantisch sein.
Der Park eröffnet einen neuen Zugang zu den Höhlen über einen Wanderweg zu dem man über eine längere Schotterstrecke gelangt (erneutes Vergnügen für Rodolfo und die M-Klasse). Außerdem gibt es mehrere Wanderwege entlang der Schluchten, von oben eröffnen sich phantastische Sichten. Erstaunlicherweise ist der Zugang, im Unterschied zu allen Nationalparks, noch kostenfrei.

Im Park kann man auch campen, hierzu gibt es besondere Windschutzvorrichtungen. Und um einem Puma zu begegnen, könnte man für die frühen Morgenstunden einen Spurensucher engagieren.

Insgesamt verbringen wir 1,5 Tage in diesem Park, das Highlight ist natürlich die Cueva de los Manos.

Die 7000 – 9000 Jahren alten Höhlenmalereien (v.a. in Schablonentechnik) sind aufgrund der klimatischen Verhältnisse und den schon früh etablierten Schutzmaßnahmen sehr gut erhalten und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Auf dem Weg zurück ins Hotel in Perito Moreno haben wir noch eine besondere Begegnung: bei der hier in jedem größeren Ort üblichen Polizeikontrolle werden wir angehalten und gebeten, eine Frau in den Ort mitzunehmen. Diese fuhr im Wagen vor uns, der offensichtlich mit 6 Personen und Gepäck so überladen war, dass die Polizei die Weiterfahrt nur unter der Bedingung des Ausstiegs einer Person gestattete. Die Polizei, dein Freund und Helfer. Im Ort angekommen, ist die Frau wieder umgestiegen und das Auto weiter gefahren.