Da eine Kreuzfahrt in die Antarktis sowohl unsere Reisebudget gesprengt (ca. 28000 US$ / Kopf) als auch viel Zeit beansprucht hätte (ca. 10 Tage) haben wir uns für eine kleinere und kürzere Tour mit Australis entschieden und bereits im November gebucht. Für die Expedition vom 8. – 12.2.23 von Ushuaia nach Punta Arenas (zum Kap Horn, durch den Beagle Kanal und die Magellanstraße) haben wir eine Kabine auf Deck 2 zum für diese Jahreszeit günstigsten Tarif von knapp 3000 US$ / Person ergattert. Allerdings sind in diesem Preis alle Kosten an Bord abgedeckt, nur das Trinkgeld kommt noch hinzu.
Am 8.2. checken wir vormittags ein und geben die Koffer ab, ab 18h geht es an Bord.
Überraschenderweise bekommen wir eine Kabine an Deck 3 mit etwas größeren Fenstern.

Um die Ecke befindet sich ein Salon, in dem man Chillen kann bzw. in dem auch verschiedene Treffen der „spanischen“ Gruppe stattfinden.

Die Stella Australis hat eine Kapazität von 200 Passagieren, auf unserer Fahrt gibt es ca. 160, die Mehrheit davon in Reisegruppen (hauptsächlich Amerikaner, aber auch Briten, Franzosen und eine kleine Gruppe Deutsche). Unter den Einzelreisenden findet man noch viele andere Nationalitäten, allerdings nur 5 weitere spanisch-sprechende (je 2 Argentinier (Alex & Sonia), 3 Chileninnen (Olga & Cristina sowie die Frau des Chef-Maschinisten). Später erfahren wir, dass Olga quasi inkognito als Schiffsärztin mitfährt und ihre Tochter Cristina mitnehmen konnte.
Für die Mahlzeiten gibt es eine festgelegte Tischordnung. Wir sitzen zusammen mit einem jungen Paar aus Zürich (Helena ist Deutsche, Franz Belgier) und haben über die Tage interessante Gespräche. Außerdem gibt es eine feste Zuordnung des Kellners, in unserem Fall handelt es sich um Carlos, der bald auch die Vorlieben seiner Gäste (in meinem Fall ein „starker“ Kaffee zum Frühstück) kennt und bedient.
Es gibt ein ausgewogenes Frühstücksbuffet für alle Geschmäcker, statt Eiern mit Speck bekommen wir auch Obstsalat und Naturjoghurt (das es in Argentinien nur äußerst selten zu kaufen gibt). Mittag- und Abendessen bestehen jeweils aus mehrgängigen Menüs.


Da es fast täglich einen Geburtstag oder Hochzeitstag zu feiern gibt, kommt auch der singende Kellner beim Abendessen häufig zum Einsatz und es entsteht eine gute Stimmung.
Die Essenszeiten orientieren sich an den Exkursionen, 2 davon im Morgengrauen vor dem Frühstück.
Tagesablauf:
Jeweils vormittags und nachmittags gehen wir von Bord auf eine mehr oder weniger lange Exkursion, manchmal bleiben wir auf dem Schlauchboot, aber meistens findet ein Spaziergang oder sogar eine Wanderung statt.

Dafür werden auf dem Schiff Gruppen gebildet, die von einem Mitglied des Exkursionsteams begleitet werden. Da wir zu den jüngeren Passagieren an Bord gehören 😊, können wir uns gut den sportlichsten Aktivitäten anschließen.
Zu jeder Exkursion findet eine Vorbereitungsbesprechung statt in der es Informationen zu den Örtlichkeiten gibt, auch wie wir je nach Wetterlage an Land anlegen werden.
Zusammen mit den Mahlzeiten ist das eine ziemlich eng getaktete Agenda. Rodolfo verbringt freie Minuten auf dem Außendeck auf der Jagd nach Fotomotiven.

Nachdem wir doch tatsächlich von Weitem Wale sehen und am letzten Tag eine Gruppe von Delfinen das Schiff begleitet, ist er besonders glücklich.

Nach dem Programm, zusammen mit der frischen Seeluft, fallen wir abends ziemlich früh ins Bett. Viel Zeit / Lust auf feuchtfröhliche Barbesuche oder Reiseblog-Schreiben haben wir nicht.
Die Fahrt
Unsere Expedition startet in Ushuaia (Argentinien). Noch am Abend fahren wir in chilenische Gewässer und die Grenzkontrolleure kommen an Bord und überprüfen unsere an der Rezeption hinterlegten Dokumente (inkl. Covid Impfnachweis).
In der ersten Nacht muss ich mich erst an das Schaukeln gewöhnen und schlafe schlecht. In der restlichen Zeit habe ich keinerlei Seekrankheitssymptome.
Am nächsten Morgen üben wir zum ersten Mal das Ein- / Aussteigen auf die Schlauchboote (strenge Regeln sind zu befolgen!) und gehen auf Kap Horn an Land.

Dort wohnt ein Leuchtturmwärter zusammen mit seiner Familie und die Tochter verkauft kleine selbstgemachte Souvenirs. Und natürlich gibt es viele Pinguine und Vögel. Auf der Überfahrt ist wasserfeste Kleidung von Vorteil.

Nach dem Frühstück haben wir Gelegenheit, die Schiffsbrücke zu besuchen und uns über Schiffsnavigation zu informieren. Zur Zeit erfolgt diese noch nicht vollständig elektronisch, sondern unter Verwendung von Seekarten.

Allerdings wir in ca. 2 Jahren der Druck Seekarten eingestellt und alle Schiffe müssen bis dahin umgerüstet sein. Auf der Brücke erfahre ich, dass man an der Rezeption eine nautische Karte erwerben kann, in der dann unsere Fahrt eingetragen und vom Kapitän signiert wird. Da greife ich natürlich zu, das ist doch ein schönes Andenken. Zumal diese Information nicht gestreut wird und ich am Ende die Einzige bin, die mit dieser Karte von Bord geht.
Die nächsten Tage fahren wir durch den Beagle-Kanal, nähern uns mehreren Gletschern und wandern durch Naturreservate.



Am letzten Tag besuchen wir früh morgens das Pinguin-Reservat auf der Insel Magdalena.

Dort benötige ich zum ersten Mal als 4. Schicht meine Daunenjacke, denn es weht ein wirklich eisiger Wind.
Mittags legen wir dann in Punta Arenas an und verabschieden uns von Crew und Mitreisenden.
Zusammengefasst: es ist kein billiges Vergnügen aber einmal im Leben sollte man sich einen solchen Luxus leisten. Wir haben unbeschreiblich schöne unberührte Landschaften und viele Tiere gesehen, viel gelernt über Felsformationen, Gletscher, Navigation, Trinkwasserversorgung auf Kreuzfahrtschiffen, etwas südamerikanische Geschichte und natürlich Flora und Fauna, und nette Menschen kennen gelernt, vielleicht bleibt man mit dem einen oder der anderen in Kontakt. Außerdem hatten wir unglaubliches Glück mit dem schönen Wetter. Es bleiben ausschließlich schöne Erinnerungen.
